Grüne Hügel, heisser Sand

Die Nordinsel Neuseelands steht dem grösseren Süden in Sachen Höhepunkten in nichts nach. Zwölf Tage sind wir im Wohnmobil im Norden umhergefahren, von Wellington ganz unten bis Auckland fast zuoberst. Hier sind unsere schönsten Erfahrungen – für Gross und Klein.

Gratis-Geschichtsstunde

Wellington ist die Hauptstadt Neuseelands, und einst wurde ihr sogar der Titel «Coolste kleine Hauptstadt der Welt» verliehen. Tatsächlich ist Wellington beides: cool. Und: klein. Vom Mount Victoria lässt sie sich wunderbar überblicken, die Lage am Wellington Harbour ist beeindruckend. Auf der anderen Seite fährt eine nostalgische Standseilbahn den Hügel hoch zum Botanischen Garten.

Höhepunkt der Stadt ist das kunsthistorische Museum Te Papa, direkt an der herrlichen Waterfront gelegen. Auf sechs Stockwerken erfährt man vieles über die turbulente Geschichte Neuseelands – von der einzigartigen Natur und die Ursprünge der Maori-Kultur, der Verdrängung der Ureinwohner durch die Europäer, die Beteiligung Neuseelands am 2. Weltkrieg und die Multikultur von heute mit Einflüssen aus vielen Orten der Welt. Das Museum ist, eigentlich kaum zu glauben, kostenlos und auch für die Kleinsten interessant.

Mittelerde und Feengarten

Eine grosse Überraschung erwartete uns im kleinen Örtchen Waitarere Beach. Im Wald hinter einer Häuserzeile haben Anwohner zwischen knorrigen Bäumen und riesigen Wurzeln einen Abenteuerspielplatz gebaut, der Gross und Klein begeistert. «Middle Earth Fairy Garden» haben sie ihn getauft, und für den fantastischen Spielplatz alles mögliche verwendet: einen ausrangierten Jetski, ein Boot als Schaukel oder einen alten Offroader.

Aussicht vom Mount Vicotria.
Standseilbahn zum Botanischen Garten.
Eindrückliche Darstellung des 2. Weltkrieges.

Im Land der Hobbits

Wenn wir schon in Mittelerde sind: Auf der Nordinsel gibt es vor allem ein #MustDoNZ: den Besuch im Auenland. Zwischen 1999 und 2004 wurden auf einer Farm nahe der kleinen Ortschaft Matamata Teile der «Herr der Ringe»-Trilogie und ab 2011 jene von «The Hobbit» gedreht. Die Farm ist heute touristisch erschlossen – nachdem nach dem Dreh von «Herr der Ringe» fast die gesamte Kulisse zunächst wieder niedergerissen wurde.

Auch wenn die Zahl der Touristen hier massiv werden kann: Die Tour durch das Auenland ist schlicht fantastisch, jedenfalls für uns als Fans der Filme. Zwei Stunden dauert sie (zu einem Preis von 55 CHF pro Person), wobei man vom Besucherzentrum mit einem Bus aufs Areal gefahren wird – selber erkunden darf man es nicht. Wo anfänglich, 2002, eine Tour pro Tag durchgeführt wurde, sind es heute 90. Total hat es im Auenland 44 Hobbit-Höhlen, wobei sie alle nur aus Fassade bestehen. Auch das Haus von Bilbo Beutlin ganz zuoberst auf der Anlage ist nicht zu begehen. Für Lio war das besonders schwer zu verstehen.

Zum Abschluss der Tour ist jedoch ein Gebäude mehr als echt: Das im Film porträtierte Pub «The Green Dragon». Hier wird allen Besuchern ein im Preis inbegriffenes Southfärthing-Bier serviert, das eigens für die Hobbits gebraut wird. Wer den Barkeeper in Smalltalk verwickelt, bekommt auch schnell ein zweites gereicht.

Das Dorf Hobbiton.
An der Bar im «The Green Dragon»

Im Karacho bergab

So abwechslungsreich wie in Rotorua ist Neuseeland sonst nirgends. Die Stadt im Zentrum der Nordinsel bietet für alle etwas: Hügel und Berge für die Mountainbiker und Wanderer, viel Maori-Kultur, dazu heisse Quellen im beeindruckenden Kraterpark Wai-O-Tapu – sowie Bungeejumping und weitere Drahtseilakte für die Adrenalinjunkies.

Hoch über Rotorua ist Skyline zu finden, ein Vergüngungspark mit Zipline und einer Art Kart-Achterbahn. Und die ist definitiv den Besuch wert: Wie unseren Rodelbahnen ähnlich, fährt man im Karacho zu Tal, jedoch muss man hier seinen Wagen über den Asphalt steuern. Nicht nur bestimmt man dabei sein Tempo selbst, man kann auch überholen. Drei verschiedene Schwierigkeitsgrade kann man bewältigen, «scenic», «intermediate» und «advanced». Auf den ersten beiden Stufen dürfen sogar Kinder – ja, selbst der gut einjährige Jarin – auf dem Wagen sitzend mitbrausen.

Rotorua von der Skyline aus.
Maureen und Lio in Aktion.
Ein Schwefelsee in Wai-O-Tapu

Nach Hitze gebuddelt

Dinge gibt es, die glaubt man ja nicht – bis man sie selber erlebt. Der Hot Water Beach auf der Coromandel-Halbinsel ist ein gutes Beispiel dafür. Angeblich könne man dort nach heissem Wasser buddeln, wurde uns angekündigt, und dann darin baden wie im herrlichsten Spa.

Als wir vor Ebbe am Hot Water Beach ankamen, sassen tatsächlich schon einige einheimische Männer in ihren selbstgebuddelten, dampfenden Strandlöchern, doch wir spürten lange nichts. Und dann plötzlich wurde der Sand auch unter unseren Füssen warm und wärmer (und irgendwann so heiss, dass man nicht mehr ruhig darauf stehen konnte). Wir gruben ein Loch und erwischten prompt wahnsinnig heisses Wasser. Erst als wir weitergruben und sich unser Loch mit etwas kühlerem Wasser füllte, konnten wir uns alle in den Sand legen. Tatsächlich: wie im herrlichsten Spa.

Das Phänomen ist während rund vier Stunden zu erleben, jeweils zwei Stunden vor bis zwei Stunden nach Ebbe. Am besten ganz in der Mitte des Strandes. Schaufeln können vor Ort gemietet werden, aber es ist doch etwas günstiger, sie vorgängig in einem Supermarkt zu kaufen.

Hoch um «Eyefull Tower»

Wir sind zwar beide nicht allzu grosse Liebhaber althergebrachter oder moderner Töpferei, aber die Driving Creek Railway and Potteries hat es uns angetan. Denn da steckt ja das Wörtchen Railway drin, und ein Eisenbahnfan (wie David) ist immer auf der Suche nach Attraktionen mit Zug. Lange hatte er Pech, doch in Coromandel Town auf der gleichnamigen Halbinsel findet sich erwähnte Driving Creek Railway. Sie wurde ab 1961 vom Pionier Barry Brickell in Eigenregie erbaut, zunächst mit dem Zweck, Lehm zur Töpferei zu fahren. Ab 1990 wurde sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Schmalspurbahn ist eine Meisterleistung, sie überwindet in mehreren Spiraltunnels und insgesamt fünf Spitzkehren rund 100 Meter hoch zum Eyefull Tower (ja, fast wie in Eiffel), der eine atemberaubende Sicht über den Golf von Hauraki bietet, die Bucht vor Auckland. Beim Aufstieg werden mehrere Brücken überquert, unter anderem gar ein 40 Meter langes doppelstöckiges Viadukt. Hin- und Rückweg dauern 75 Minuten und kosten 35 neuseeländische Dollar (23 CHF).

Lio mit seiner Freundin vor dem Clubbeiz.
Jarin und David bereit für die Zipline.
Vines Village mit grossartigem Spielplatz.